9 Graphen
Literatur:
Kapitel 23 aus [CLR90]. Breitensuche
stammt von Moore [Moo59]. Der Erfinder der Tiefensuche
scheint unbekannt. Der angegebene Algorithmus für die starken
Zusammenhangskomponenten ist von Tarjan [Tar72].
Inhalt
Graphen ·Repräsentierungen ·Erreichbarkeit ·Breitensuche ·Tiefensuche ·backtracking ·topologisches
Sortieren ·Berechnung starker Zusammenhangskomponenten
-
Wichtige Klasse von Algorithmen, viele Anwendungen
- Problem: Durchlaufen eines gegebenen Graphen,
mit Besuch der Knoten + Berechnung von Strukturinformation über den
Graphen
- Unterscheidung nach
-
Durchlaufordnung und (davon abhängig)
- Art der Zusatzinformation über den Graphen und
seine Struktur: z. B.
-
gegenseitige Erreichbarkeit von Knoten
- Zyklen
- Bäume als Teilstrukturen im Graphen
- (stark) zusammenhängende Teilgraphen
- Zwei Klassiker:
-
Tiefensuche
- Breitensuche
Graphen und ihre Repräsentierung
|
Definition 4 [Graph]
Ein (gerichteter) Graph G = (V,E): V Menge von
Knoten, EÍ V × V Kanten.
-
Zwei Standardmöglichkeiten:
-
Adjazenzlisten
- Adjazenzmatrix
Adjazenzlistendarstellung
|
-
Graph G = (V,E) dargestellt durch Array
Adj von |V| Listen von Knoten
- für alle v Î V: Adj[v] = Liste der zu v
adjazierenden Knoten
- Speicherbedarf: O(V+E)
- robuste Darstellung, anwendbar auf viele Arten von Graphen
- Nachteil: List suche zum Finden der Nachbarn.
Adjazenzmatrixdarstellung
|
-
Gegeben Graph G = (V,E), die Knoten V seien beliebig numeriert
von 1,... |V|.
- Darstellung als Matrix A = (a)ij mit
|
aij |
= |
ì í î |
|
1 |
|
falls (ui,uj) Î E |
0 |
|
sonst |
|
|
|
|
- Speicherbedarf O(V2)
- Nachteil: für dünnbesetzte Matrizen verschwenderisch
- Vorteile
-
einfache Darstellung, für kleine Graphen gut
- Transponieren der Matrix = Umkehren der Pfeilrichtung
-
klassischer Graphsuchalgorithmus, Reihe von
Verallgemeinerungen
- ursprüngliches Problem [Moo59]: kürzeste Wege in
Labyrinthen
- Problem:
-
gegeben: G = (V,E) + einen ausgezeichneten Knoten
(Quelle) sÎ V.
- gesucht: Alle von s aus erreichbaren Knoten
- Zusatzinfo:
-
Abstand d(s,u) jeden Knotens u zu
s9
- Breitensuchbaum: Baum mit kürzesten Pfaden von
s zu jedem Knoten.
-
Grundgedanke der Breitensuche:
Suche ``in die Breite'': Bevor Knoten mit Abstand k+1 von der
Quelle entdeckt (bzw. abgehandelt) werden, sind alle Knoten
mit Abstand k" entdeckt (bzw. abgehandelt)
|
- Sicherstellung der Breitendurchlaufordnung:
Behandlung der entdeckten Knoten in Fifo-Manier (Queue)
|
-
Zur Erkennen von bereits gesehenen Knoten: 3
Farben:10
-
weiß: unentdeckt
- grau: entdeckt, aber noch nicht fertigbehandelt
- schwarz: fertig (und damit auch entdeckt)
- Reihenfolge: weiß Þ grau Þ
schwarz11
- Zusatzinfo:
-
Distanz: Distanz des Knotens, von dem man entdeckt wird + 1
- Breitensuchbaum: Merken des Knotens, von dem man
entdeckt wird.
bfs (G,s) = // Graph und Quellknoten
for each vertex u in V[G] - {s}
do color[u] := white
d[u] := $\infty$;
p[u] := nil
done;
color[s] := gray;
d[s] := 0;
p[s] := nil;
Q.enqueue(s); // beginne mit der Quelle
while not Q.isempty()
do
u := Q.head(); // noch kein dequeue!
for each v in Adj[u] // alle Nachbarn
do
if color[v] = white
then color[v] := gray;
d[v] := d[u] + 1;
p[v] := u;
Q.enqueue(v) // speichere den Nachbarn
fi;
done;
Q.dequeue() // u ist abgearbeitet
color(u) := black; // und als fertig markiert
done
Breitensuchalgorithmus: Analyse
|
-
Zeitkomplexität:
-
jeder Knoten wird höchstens einmal in Q eingereiht, und damit
auch höchstens einmal aus ausgereiht:
O(V)12
- für jeden Knoten wird die Adjazenzliste durchlaufen, insgesamt
höchstens O(E)
- Þ O(E+V)
Siehe Vorlesung
-
Suche zunächst in die Tiefe13
- Wie bei Breitensuche: Farben zur Suchsteuerung
-
Weiß: ungesehen
- Grau: entdeckt
- Schwarz: fertig
- anstelle von Queue: Stack
- ``Backtracking''
- Teilgraph der Vorgänger Gp= (V,
Ep):
E |
|
={(p(v),v) | vÎ V, p(v) ¹ ^}
|
- Þ Menge von Tiefensuchbäumen (=
Tiefensuchwald, depth-first forest)
- Zusatzinformation: Zeitstempel d[v] (discovered) und
f[v] (finished) wobei d[v] < f[v].
DFS(G) // Gerichteter Graph
for all vertices $v \in V[G]$ // Initialisierung
do
color[u] := white;
pred[u] := nil;
od
time := 0; // Ende der Initialisierung
for all vertices $u \in V[G]$
do
if color[u] = white then DFS-Visit(u); // eigentl. Tiefensuche
done;
DFS-visit(u) // Eigentliche Tiefensuche
color[u] := gray; // Knoten entdeckt
time := time + 1; d[u] := time; // merke Entdeckungszeit
for each v in Adj[u] // erkunde Kante (u,v)
do if color[v] = white
then pred[v] := u // pred = Entdeckerknoten
DFS-visit(v) // rek. Abstieg
done;
color[u] := black; // u ist fertig, merke
time := time + 1; f[u] := time; // die Fertigstellzeit
-
Bild 23.5(1)
- Komplexität:
-
O(V) für DSF
- O(E) für DFS-Visit
- Þ Laufzeit für Tiefensuche: O(E+V)
[Klammerung]
Gegeben zwei Knoten u, v aus G = (V, E). Es gilt genau eine der
folgenden Bedingungen:
-
[d[u],f[u]] ist echtes Teilintervall von [d[v],
f[v]], u ist Nachfahre von v in Tiefensuchbaum
- Symmetrisch.
- [d[u],f[u]] und [d[v], f[v]] disjunkt
-
Þ Verschachtelung der Intervalle:
Knoten v ist echter Nachfolger von u im Tiefensuchwald
gdw. d[u] < d[v] < f[v] < f[u]
-
Klassifikation von Kanten:
-
Baumkante: Kanten des Tiefensuchwaldes
- Rückwärtskante: Kanten von Nachfahren zu Vorfahren
in einem Tiefensuchbaum (inkl. Selbst-Schleifen)
- Vorwärtskante: Kante von Vorfahren zu Nachfahren
gemäß einen Tiefensuchbaumes, die nicht im Baum sind
- Querkante: alle anderen
-
Anwendung der Tiefensuche
- algorithmische Umsetzung der bekannten Tatsache: jede
Halbordnung läßt sich zu einer totalen/linearen Ordnung erweitern.
- Graphdarstellung einer Halbordnung: DAG =
"`Gerüst"' der Ordnung
Zunächst ein paar Definitionen:
Definition 5
Gegeben eine binäre Relation R. Die reflexive, transitive
Hülle R of R ist gegeben als die kleinste binäre Relation
sodaß x R x und x R y R z impliziert x R
z. Mit R+ ist die Relation R R gemeint.
Definition 6
Eine binäre Relation R Í S × S auf einer Menge S ist
eine Halbordnung (Notation dann oft £ für R)
wenn sie reflexiv, transitiv, und
antisymmentrisch ist. Eine totale oder
lineare Ordnung ist eine Halbordnung mit der
zusätzlichen Eigenschaft der Vergleichbarkeit.
(" x,y. x£ y oder y£ x)
Definition 7 [DAG]
Ein gerichteter, azyklischer Graph (DAG) ist ein
gerichteter Graph ohne Zyklen, d.h., es für alle Knoten u, v Î V
gilt: Wenn u ®+ v, dann u ¹ v.
-
Eine topologische Sortierung eines DAGs G ist eine
lineare Ordnung der Knoten von G, Kompatibilität: falls (u,v) eine
Kante auf G, dann u < v in der linearen Ordnung.
- d.h., kein Sortieren wie bei den Sortieralgorithmen
- Bild
- Lineare Ordnung = Zeitstempel der Schwarzfärbung =
f-Zeit.
Topologisches Sortieren (2)
|
-
Eingabe: DAG ("`="' Halbordnung), Ausgabe: verzeigerte Liste ("`="'
lineare Ordnung)
Topological-Sort(G) // G ist ein DAG
call DFS(G) to compute finishing-times f[v] for all v;
as each vertex is finished, insert it onto the front of a list;
return the linked list
-
Komplexität: Laufzeit O(V+E).
Topologisches Sortieren (3)
|
Satz 2 [Weiße Pfade]
Gegeben Graph G. Im Tiefensuchwald für G gilt: v ist
Nachfahre von u gdw. zur Zeit d[u] der Knoten v durch
u auf einem weißen Pfad erreichbar ist.14
Lemma 3
Ein gerichteter Graph ist azyklisch gdw. die Tiefensuche
keine Rückwärtskanten produziert.
Beweis:
Sei G zyklisch Þ es gibt einen Zyklus c: w ®+ w.
Sei v der erste entdeckte Knoten aus c und u sein
Vorgänger im Zyklus. Zur Zeit d[v]: weißer
Pfad v ®* u Þ u wird Nachfolger im
Tiefensuchwald Þ Behauptung ((u,v) ist Rückwärtskante).
Þ
DFS findet Rückwärtskante (v,u), andererseits u ®* v
mittels Baumkanten (weil u Vorgänger von v im Tiefensuchbaum)
Lemma 4 [Korrektheit]
Der Algorithmus angewandt auf einen DAG, liefert eine
topologische Sortierung.
Beweis:
Prüfen der Kompatibilität: falls u ®+ v in G, dann f[u] <
f[v]. Sei (u,v) eine Kante. Wenn sie mit DFS erkundet wird,
ist v nicht Grau (sonst wäre v ein Vorfahre Þ
Rückwärtskante) Þ v ist weiß oder
schwarz.
v weiß
v wird Nachfahre von u Þ f[v] < f[u]
v schwarz
Dann sofort f[v] < f[u]
Starke Zusammenhangskomponenten
|
-
klassische Anwendung der DFS: Zerlegen eines Graphen in
stark-zusammenhängende Komponenten
Definition 8 [Starker Zusammenhang]
Gegeben gerichteter Graph G = (V, E). Eine starke
Zusammenhangskomponente von G ist eine maximale
Knotenmenge UÍ V mit: für alle u1, u2 Î U gilt
u1®* u2 und u2®*u1.
-
Idee: G und Gt haben die selben starken
Zusammenhangskomponenten Þ zweimaliges Anwenden von
DFS, auf G und auf den transponierten
Graphen15 Gt
- Komplexität: lineare Zeitkomplexität
O(E+V)
Strongly-connected-components(G) // G: gerichteter Graph
call DFS(G) to obtain finishing times f[u] for the vertices;
compute $G^t$ = transpose(G) // transponiere G
call DFS($G^t$), but in the main loop of DFS,
consider the vertices in order of
decreasing f[u]
output the vertices of each tree in the depth-first
forest from the previous step as a separated strongly
connected component.
-
Vorvater f(u) eines Knoten u ist derjenige Knoten
w mit u®* w und maximalen f[w].
Lemma 5
Der Vorvater f(u) bzgl. einer Tiefensuche ist ein
Vorgänger von u,
Für alle Knoten u gilt: u und f(u) liegen in der
selben starken Zusammenhangskomponente.
Beweis:
Folgt direkt aus dem vorangegangenen und der Definition von Vorvater.
-
es gilt also: für jede SCC ist der Vorvater
-
der erste Knoten der entdeckt wird und
- der letzte Knoten der beendet wird!
- Þ
die starke Zusammenhangskomponente von r sind
diejenigen Knoten die von r in Gt erreichbar sind.
|
February 5, 2002